Dennoch Christ



Dennoch Christ

By DALLIGATOR

 

Mehr als ein Hobby und eher ein Lebensstil,
Glaube, Liebe Hoffnung für alle und jeden,
so versuche ich zu leben und danach zu streben
und frage mich doch viel.

Zwischen frommer als der Papst und dem Wunsch nach Freiheit,
von den Wurzeln her streng und konservativ
ist mein Gebet heute eher frei oder kontemplativ.
So stecke ich fest und wühle nach der Wahrheit.

Von Geburt an war der Weg vorprogrammiert.
Durch Erziehung und Sozialisation wurden Mauern aufgestellt:
„Lebe in aber sei bloß nicht von der Welt.“
Nichts anderes kam in Frage, nichts wurde ausprobiert.

Als Junge Antworten in der Gemeinschaft gesucht.
Ein Glaube, eine Weltsicht, so hab ich‘s mir vorgestellt.
Streng mit andren und noch mehr mit mir selbst.
Zeit investiert, reingesteigert und alles versucht.

Zur Bekehrung aufgerufen und dauernd im Einsatz,
unterwegs für die Krone auf Straßen und Plätzen,
auf alle Fragen eine Antwort, die einfachen und komplexen,
wissend im Recht, Intoleranz mit Vorsatz.

Das Gute der Welt geleugnet und deren Weisheit verachtet,
mich für was Besseres gehalten und Abstinenz geübt,
im Glauben über Mächte und Gaben verfügt,
hab mich selbst stets mit anderen Augen betrachtet.

Jeden Tag lange in der Bibel gelesen,
den Urtext studiert und nach dem Wortlaut gesucht,
stets die Wahrheit gesagt und niemals geflucht.
Anderen gepredigt und immer Vorbild gewesen.

Die Notwendigkeit im Blick Menschen neu zu gewinnen.
Hoffnungslos optimistisch und alles verstehend,
hab ich mich gegen dein System aufgelehnt
und wollte eine neue Reformation beginnen.

Hab brav zugehört und den Menschen geglaubt,
wurde von der Kirche enttäuscht und von der Gemeinde verbrannt,
hab ich mich so jahrelang in etwas reinverrannt.
Dinge anvertraut, Autorität erlaubt und wurde der Freiheit beraubt.

Meine Rebellion ist deiner Fassade zerschellt.
Mit all der Struktur, den Regeln und dem Schein,
versprichst du Hilfe und hältst die Leute klein
und hast nicht nur mich bis auf weiteres verprellt.

Ich sehe ein Christentum, das sich selbst gefällt.
Statt die Liebe zu leben und nach Gott zu trachten,
Menschen zu helfen und seine Schöpfung zu achten,
wird das eigene Glück über das Wohl aller gestellt.

Die Verwirrung wächst mit all den Möglichkeiten.
Hab versucht in mich in viele Richtungen zu strecken,
nach Wahrheit zu suchen und neues zu entdecken.
und blicke jedoch verständnislos nach allen Seiten.

Die junge Naivität ist weg und doch fehlt sie mir sehr.
Klare Antworten auf klare Fragen hatte ich immer,
ich selber im Recht und alle anderen sind Spinner.
Und jetzt seh‘ ich vor Fragen keine Antworten mehr.

Wir lesen keine Bibel mehr, höchstens noch Bücher darüber,
da wir eh alles wissen oder deren Relevanz nicht mehr glauben
und haben sie ersetzt durch neue Heilige, die nichts taugen.
Und auch deren Weisheit geht schließlich vorüber.

Früher war der einzig richtige Weg evangelikal.
Über emergent und liberal ist man heute progressiv,
alles ist besser und man denkt nur im Superlativ.
Stehenbleiben ist konservativ und somit banal.

Man will die Wahrheit suchen und auf die nächste Stufe steigen.
Doch egal was man ist, man ist‘s immer besser als der Rest,
von der eignen Position überzeugt und stolz auf sein Nest,
lächelt man über andere und will es ihnen zeigen.

Der Vorhang ist gefallen, gebrochen ist der Bann.
Von Floskeln genervt und von Angeboten überrannt,
verwirrt von Bildern, Tradition und dem schwarzen Gewandt.
Gott oder Göttin, da ist kein alter weißer Mann.

So seh‘ ich vor Verwirrung manchmal die Lösung nicht.
Doch in allen Abgründen, Stürmen und dem Leid
schreit die Wahrheit leise seit dem Anbeginn der Zeit
und leuchtet im Dunklen ein ewiges Licht.

So bin ich trotz allem immer und dennoch Christ.
Will glauben und hoffen und der Welt etwas geben,
da sein für andere und in Ewigkeit leben,
weil der Glaube an Gott die schönste Hoffnung ist. 

 

 

 

„… schreit die Wahrheit leise seit dem Anbeginn der Zeit und leuchtet im Dunklen ein ewiges Licht…“

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