Momente für die Ewigkeit

By DALLIGATOR
Es war ein kleiner Kampf und lange war ich mir nicht sicher, ob ich siegreich daraus hervorgehe. Meine Chancen standen zwischenzeitlich sehr schlecht und ich war mehrfach kurz vor dem Aufgeben.
Doch ich habe durchgehalten und nun lasse ich mich entkräftet in das Kissen in meinem Rücken sinken. Es war großes Kino mit dramatischen Momenten, Wutanfällen, Meinungsänderungen, gegenseitigen Anstachelungen und einer Darbietung aller mir einfallenden pädagogischen Maßnahmen. Ich habe gesungen, erzählt, vorgelesen, gewartet, gefordert, gehandelt, gebeten, … und schlussendlich ist das Schauspiel zu Ende.
Ich lausche dem sanften Schnullern, das mich nun friedlich umgibt. Die Mädels sind tatsächlich doch noch eingeschlafen und liegen nun jeweils in einen Arm von mir eingekuschelt und mit der Welt versöhnt da und ruhen sich aus für alle weiteren bevorstehenden Kunststücke, Emotionsausbrüche und Lernmomente.
Wir haben Mittagsschlaf und nachdem sie lange gegen die Müdigkeit angekämpft haben, hat sie diese nun eingeholt und begleitet sie ins Land der Träume. Eine friedliche Ruhe breitet sich im Raum und in meinem Herzen aus. Ich spüre wie sich ihre kleinen Körper im gleichmäßigen Rhythmus ihres Atems heben und senken und höre nun selbst auf zu kämpfen, zu tun und zu denken. Ich will einfach nur sein. Hier und jetzt, mit diesen beiden in meinen Armen. Den Moment fühlen, ihn auskosten und dass er niemals endet.
Ich erlebe viele dieser wundervollen und flüchtigen Augenblicke und lerne diese nicht unbeachtet vorbeiziehen zu lassen und trauere dann bereits diesen schönen Stunden hinterher.
Ich sitze im Wohnzimmer auf dem Boden und beobachte die beiden, wie sie tief in ihr Spielen versunken sind, sie den Raum um sich herum verlieren und ganz im Fokus Steine aufeinandersetzten, Bilder in einem Buch betrachten oder sich etwas zu essen kochen.
Ich trage sie auf dem Arm, wirbele sie durch die Luft und erfreue mich an ihrem quietschenden Lachen. Beobachte aus nächster Nähe wie sie den Kopf vor Freude zurückwerfen, wie sie mit ihren tiefen Blicken Dinge beobachten, wie sie sich eine unendlich lange Sekunde an einen ankuscheln und nirgends mehr auf der Welt in einem Augenblick noch mehr Wärme fließen kann, als wenn sie sich voller Liebe an meine Schulter anschmiegen.
Ich höre ihnen zu, wenn sie meinen Namen rufen und es ist wie ein wundervolles Orchester, wenn sie dies in voller Lautstärke und mit Verzückung in der Stimme laut von sich geben. Der Moment, wenn sie mich plötzlich wieder sehen und vergnügt und strahlend in meine Arme laufen.
Das Leben ist so schön und kostbar.
Momente für die Ewigkeit. Augenblicke die niemals enden dürfen. Eine Hymne auf die Menschlichkeit. Ein Lied für die Götter.
„…und höre nun selbst auf zu kämpfen, zu tun und zu denken. Ich will einfach nur sein. Hier und jetzt…“
